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Anti-Homöopathie-Kampagne „10:23“ gestoppt, keine „öffentliche Überdosis“
Von DZVhÄ Homöopathie.Blog | 12.April 2012
Unter dem Titel „10:23 – Homeopathy, there‘s nothing in it“ inszenierten Homöopathie-Kritiker in den Jahren 2010 und 2011 die öffentliche Einnahme einer „Überdosis“ homöopathischer Arzneimittel, um die vermutete Wirkungslosigkeit von Homöopathika mediengerecht zu demonstrieren. Gestartet wurde die Kampagne ursprünglich von der Merseyside Skeptics Society in Großbritannien. In Deutschland übernahm der Verein Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) die Durchführung und die Mobilisierung von Anti-Homöopathie-Aktionisten. Die als PR-Aktion gedachte Initiative sollte ursprünglich jährlich stattfinden. In diesem Jahr fällt sie nun allem Anschein nach aus.
Sinnfreie und unwissenschaftliche Kampagne
Die 10:23-Kampagne war so angelegt, dass einmal pro Jahr eine Aktion „öffentliche Überdosis“ zeitgleich an unterschiedlichen Orten stattfindet und folgende Logik vermittelt wird: „Was nicht mal in einer enormen Überdosis Nebenwirkungen auslöst, das hat vermutlich auch keine Hauptwirkung. Wo keine Wirkung, da keine Nebenwirkung.“ Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) hatte bereits im Vorfeld der „AktionÜberdosis“ deutlich auf die „Sinnfreiheit und Unwissenschaftlichkeit der 10:23-Kampagne“ hingewiesen (1) (2) und kritisiert, dass die GWUP auch Kinder medienwirksam ganze Flaschen Globuli schlucken ließ (3). Für dieses Jahr hat die GWUP nun also keine „Aktion Überdosis“ mehr angekündigt.
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BfArM: Aufrufe zur Überdosis sind keine Aufklärung
Damit dürfte die plakative PR-Kampagne mit dem Ziel, negative Berichterstattung zur Homöopathie auszulösen, vorerst gescheitert sein. Vor dem Hintergrund der Berichterstattung ist das nachvollziehbar:
Das deutsche Medienecho fiel nicht nur quantitativ mager aus, viele Journalisten erkannten zudem die Substanzlosigkeit der „Show von Kügelchen-Kritikern“ (Kölner Stadt-Anzeiger). Das WDR-Fernsehen lud einen homöopathischen Arzt ein, um die Aktion einzuordnen. Homöopathische Ärzte besuchten die Aktionsorte und stellten sich Journalisten, die an „Rede und Gegenrede“ zum Thema interessiert waren, als Gesprächspartner zur Verfügung. Doch neben der Tatsache, dass sich Journalisten von PR-Kampagnen wie 10:23 nur selten instrumentalisieren lassen, scheinen die Organisatoren ein weiteres Problem zu haben: Im vergangenen Jahr blieben der GWUP bereits weitgehend die Teilnehmer aus, selbst die eigenen Mitglieder konnten kaum mobilisiert werden. In den meisten Städten beteiligten sich weniger als 20 Menschen an der angekündigten Massenaktion. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sprach der Kampagne bereits ihren Sinn ab: „Aus Sicht des BfArM tragen Aufrufe, Arzneimittel in Überdosierungen einzunehmen, nicht zur Aufklärung und Sensibilisierung von Patientinnen und Patienten bei.“
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Link zum Thema:
Pro & Contra zur „Kampagne 10:23“ der „Skeptiker“-Organisation GWUP e.V.
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Quellen:
(1) Kampagnen zur Homöopathie, Homöopathische Nachrichten, Januar 2010
(2) Aktion „Homöopathische Überdosis“ nun auch in Deutschland, Homöopathische Nachrichten, Januar 2011
(3) Geringe Beteiligung an der Aktion „Überdosis“ Homöopathie, Homöopathische Nachrichten, Februar 2011
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Themen: DZVhÄ Homöopathie.Blog | 4 Kommentare »
12th.April 2012 um 18:36
Das von uns gedrehte Video vor dem Brandenburger Tor aus 2011 ist hier zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=DvOaBfJelQM
Die Idee der Skeptiker für Homöopathie zu demonstrieren finde ich gut. Etwas anderes war es wohl nicht, wenn sie sich hinstellen und in großen Aktionen u. a. vor dem Brandenburger Tor auf die angebliche Unwirksamkeit der Homöopathie hinweisen wollen. Meine mehrfache Aufforderung, die Kugeln des homöopathischen Mittels nicht einmalig, sondern in zeitlichen Abständen einzunehmen, wenn die Skeptiker eine Wirkung erleben wollen, wurde ignoriert. Die Skeptikerbewegung sollte sich demzufolge umbenennen, sie sind keine Skeptiker, sondern Ignoranten. Ein Skeptiker sollte für neue Erkenntnisse offen sein. Daran mangelt es den Skeptikern, wie in dem Video deutlich zu hören. Das ganze krönte in dem Ruf: „Auf die Wahrheit“, welche die Skeptiker natürlich gepachtet haben. Homöopathische Ärzte haben jedoch angeblich keine Ahnung, wovon sie reden. Ein besseres Armutszeugnis konnte sich die Skeptikerbewegung nicht ausstellen. Hoffen wir auf die bessere Wahrheit als die Wahrheit des Ignorierens und neue Aktionen zur Verbreitung der Homöopathie, gerne auch durch Skeptiker. Na dann: Auf die Wahrheit!
13th.April 2012 um 16:48
Schade eigentlich – ich hatte doch ein bisschen Hoffnung auf diese todesmutige Lemmingtruppe gesetzt. Vielleicht hätten sie sich am Ende noch zu einer gestandenen HAMP verstanden? So dermaßen gefährlich ist eine homöopathische Arzneimittelprüfung eigentlich gar nicht, besonders wenn sie sachgerecht ausgeführt wird.
21st.Mai 2012 um 06:39
Meist wird völlig übersehen, daß fast alle Arzneiprüfungen mit materiellen Dosen durchgeführt worden sind. Nur wenige, wie Lac-c., Med. etc. wurden mit Hochpotenzen durchgeführt. Würden die Homöopathiegegner Tiefpotenzen, die meisten Arzneimittel der Reinen Arzneimittellehre von Hahnemann wurden mit diesen durchgeführt, in Überdosis nehmen, dann würden Sie wohl nicht mehr so leichtfertig über die Arzneien reden. Macht´s nach aber macht´s genau nach!!!
20th.Januar 2014 um 09:49
Manchmal haben extreme Aktionen ja auch etwas Gutes. Immerhin stoßen sie einen gesellschaftlichen Dialog an und kitzeln dabei die polarisierenden Standpunkte klar hervor. Als Befürworter von Homöopathie sehe ich deshalb auch das Positive in solch einer Kampagne. Denn umgekehrt bedeutet es doch, dass Homöopathie nicht mehr nur eine Randerscheinung ist. Homöopathie wird in medizinischen Kreisen ernst genommen und auf ernsthafte Art und Weise diskutiert. Dass ernsthafte Diskussionen auch in drastischen Standpunkten enden können ist bekannt. Und ebenso ist bekannt, dass die Urheber der 10:23-Kampagen nicht den breiten Konsens repräsentieren. In jeder Diskussion braucht es eben auch ein bisschen Salz in der Suppe.