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Hilfe! Die Homöopathie ist kaputt. Kommentar zur HAMP des Bloggers „Merdeister“.

Von Curt Kösters | 30.März 2012

Homöopathische Arzneimittelprüfungen (HAMP) und ihre Besonderheiten

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Der Blogger „Merdeister“ macht eine Arzneimittelprüfung und veröffentlicht seine Erfahrungen in verschiedenen Blogs unter der Überschrift „Hilfe! Die Homöopathie ist kaputt.“ Identische Beiträge finden sich bei „der Freitag“ und im WordPress-Blog „die Ausrufer“. Ansonsten äußert sich „Merdeister“ in einer Reihe von Homöopathie-kritischen Beiträgen, die von mehr Süffisanz als Sachkenntnis geprägt sind. Dennoch ist der Bericht über seine homöopathische Arzneimittelprüfung zu würdigen, weil er sich ernsthafter am Thema homöopathische Arzneimittelprüfung versucht, als das sonst bei Aktivisten der „Skeptiker“-Bewegung üblich ist.

Er schreibt nun:

„Seit einer Woche nehme ich die Globuli in der Erwartung furchtbarer Leiden. Was mir da vorher angekündigt wurde, war wirklich angsteinflössend und selbst wenn ich nicht an Voodoo glaube, fesselt mich die spannende Beschreibung einer Zeremonie. Ich mag ja auch Harry Potter.

Bisher ist es jedoch bei der Erwartung geblieben. Dienstag Vormittag hatte ich kurz leichte Bauchschmerzen, die waren aber nach wenigen Minuten wieder weg. Mittwoch konnte ich mich den ganzen Tag nicht gut konzentrieren und Abends war mir beim Sport kurz ein wenig schlecht. Donnerstag hatte ich ein wenig Muskelkater, konnte mich aber wieder besser konzentrieren. Freitag hatte ich wieder ein bisschen kneifen im Bauch, was auch nach wenigen Minuten verschwand. Achso, der Vollständigkeit halber, hatte ich am Freitag auch ein bisschen Verstopfung, das war aber Abends vorbei, mehr Details zu dem Thema gibt es nicht.

Das sind jedoch alles Dinge, die nichts ungewöhnliches in meinem Leben sind, daher nun die Frage, was mache ich falsch? Ich nehme drei mal am Tag drei Globuli, lege sie unter die Zunge, bis sie sich aufgelöst haben und achte sogar darauf 30min Pause zum Zähneputzen zu lassen.“

Kommentar:


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Sehr geehrter „Merdeister“,

Sie machen nichts falsch, allenfalls sind ein paar Dinge zu ergänzen.

Ich weiß nicht, welche angsteinflößenden Symptome Ihnen da vorher angekündigt wurden, aber ganz so einfach ist das nicht. Ihren Versuch einer Arzneimittelprüfung nehme ich mit Respekt zur Kenntnis. Als junger und eher skeptischer Medizinstudent habe auch ich seinerzeit selbst experimentiert, weil ich erst mal erfahren wollte, was denn nun wirklich dran ist an der Homöopathie.

Offenbar war ich etwas glücklicher bei der Auswahl des Mittels. Jedenfalls bekam ich nach der wiederholten Einnahme von Sulfur D30 eine Impetigo contagiosa, und das war nun wirklich nichts, was ich jede Woche bekam.

Aber da man nun den berechtigten Einwand erheben kann, dass diese Impetigo, wie der Name schon sagt, ansteckend ist und mich vielleicht doch ganz schlicht angesteckt haben könnte und mich das noch nicht überzeugt hatte, habe ich dann nach etwas Wartezeit die Einnahme von Sulfur wiederholt.

Daraufhin trat dann keine Impetigo auf, aber doch eine eitrige Entzündung an anderer Stelle. Und diese Form von unscharfer Reproduzierbarkeit scheint typisch zu sein für homöopathische Arzneimittelprüfungen. Ebenso bekommen verschiedene Menschen, die auf das gleiche Mittel reagieren, nicht exakt die gleichen Symptome – aber doch vergleichbare Symptome, es wird ein Muster erkennbar.

In der Folgezeit habe ich dann auch noch mit anderen Mitteln experimentiert. Unter anderem bin ich der Frage nachgegangen, ob es mir wohl gelingen würde, im Blindtest herauszufinden, welches Mittel ich eingenommen hatte. Mir selbst ist das damals nicht gelungen. Ein erfahrener homöopathischer Kollege, den ich daraufhin konsultierte, war dann aber in der Lage anhand meiner Symptome das eingenommene Mittel (Coffea C 30) zu identifizieren.

Bei dieser Befragung habe ich eine Menge gelernt über homöopathische Arzneimittelprüfungen. Mir wurde bewusst, dass ich bei der eingehenden Befragung durch den konsultierten Kollegen Symptome erzählte, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren – weil ich diese Symptome vorher schlicht übersehen hatte. Beispielsweise trug ich in dieser Zeit eine Mütze, was ich nie vorher getan habe und auch später nicht mehr. Das war etwas, was ich zunächst nicht in den Zusammenhang gebracht hatte und was dem Kollegen durch schlichte Beobachtung auffiel. Weiterhin fiel meiner Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Staatsexamens ein verändertes Verhalten auf, nämlich eine gewisse Neigung zur Redseligkeit und abschweifenden Ideen, die so vorher nicht bestand. Böse Zungen würden jetzt sagen, dass ich diese Neigung leider behalten habe. Aber auch das hatte ich vor der Befragung nicht in den Zusammenhang gebracht. Seither denke ich, dass zu einer ordentlichen Arzneimittelprüfung nicht nur ein Prüfer gehört, der das Mittel einnimmt, sondern auch ein Prüfarzt, der den Prüfer befragt.
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Verschiedene Aspekte waren bei Ihrer Arzneimittelprüfung nicht ganz fachgerecht:
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1. Anamnese:

Erstens: Es ist sinnvoll vorher eine Anamnese zu machen. Dabei wird geklärt, welche Symptome die Prüfer schon unabhängig von der Prüfung haben. Der Vorteil dabei: Man weiß dann, ob das „bisschen kneifen im Bauch“ ein Prüfungssymptom ist, oder ob es normalerweise auch vorkommt. Die retrospektive Feststellung ist in dieser Hinsicht nämlich nicht besonders zuverlässig, weder in positiver noch in negativer Hinsicht. Ich selbst habe jedenfalls nicht jede Woche ein „bisschen kneifen im Bauch“, aber vielleicht trifft das für Sie tatsächlich zu.
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2. Prüfarzt:

Zweitens braucht es also einen Prüfarzt, der die Anamnese durchführt und die Prüfung begleitet.

Offenbar gehen Sie davon aus, dass es die Aufgabe einer homöopathischen Arzneimittelprüfung sei, die Wirksamkeit homöopathischer Mittel zu belegen; Sie erwarten spektakuläre Symptome. Beides ist ein Missverständnis. Ziel und Aufgabe einer homöopathischen Arzneimittelprüfung ist lediglich die Dokumentation der Wirkungen eines Arzneimittels.

Eine homöopathische Arzneimittelprüfung hätten Sie also ebenso machen können, indem Sie ein paar kräftige Tassen Kaffee trinken; auch Kaffee hat ja eine deutliche Wirkung auf den menschlichen Organismus. Entscheidend ist dabei allerdings, dass Sie die Wirkung genau beobachten und dokumentieren; schriftliche Aufzeichnungen – zeitnah – vor der Mitteleinnahme und dann fortlaufend während und nach der Mitteleinnahme, und zeitgleich auch eine Dokumentation des Prüfarztes. Es kommt dabei also auch nicht darauf an, ob das eine Hochpotenz ist oder nicht – es geht nur um die Arzneiwirkungen.

Warum Arzneimittelprüfungen in Hochpotenzen dennoch ihre Berechtigung haben, wäre eines eigenen Artikels wert. Wir unterscheiden dabei auch nicht zwischen Wirkungen und Nebenwirkungen – und unser Organismus unterscheidet das auch nicht. Spektakulär müssen die Symptome auch gar nicht sein. Wichtig ist allerdings, dass die Symptome sehr genau beschrieben werden.
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3. Präzise Beschreibung:

Und hier kommen wir zu Drittens: Mit „ein bisschen kneifen im Bauch“ können wir leider nicht viel anfangen. Und mal abgesehen davon, dass es durchaus sein könnte, dass die beschriebenen Symptome gar nichts mit dem eingenommenem Arzneimittel zu tun haben (klar ist das aber leider nicht); abgesehen davon sind sie einfach viel zu ungenau beschrieben.

Wäre Ihre Prüfung nun begleitet worden durch einen homöopathisch ausgebildeten Prüfarzt, hätte der ein paar Fragen gestellt. Natürlich als erstes die Frage, ob Sie dieses Kneifen im Bauch kennen und jeden Tag haben. Dann hätte er z.B. auch gefragt, ob dieses Kneifen bei einer bestimmten Körperhaltung auftrat, oder besser wurde, ob Bewegung einen Einfluss auf das Symptom hat oder die Tageszeit, ob es im Zusammenhang mit Essen auftrat, oder im Zusammenhang mit Stuhlgang, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Ihre Symptombeschreibung ist jedenfalls viel zu ungenau; auch nur eine grobe Vermutung über das eingenommene Mittel ist so nicht möglich.
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4. Beobachtung einer Gruppe:

Ohnehin ist aber – und hier kommen wir zu Viertens– eine Gruppe notwendig für eine homöopathische Arzneimittelprüfung; mindestens bei einer Arzneimittelprüfung mit Hochpotenzen. Bei einer einzelnen Person ist es – auch dann wenn sie auf das Mittel deutlich reagiert – in der Tat nicht ganz einfach zu unterscheiden, welche Symptome einfach nur auf diese Person zurückgehen und welche Symptome auf das eingenommene Mittel. Bei einer Gruppe wird das deutlicher; wenn eine Gruppe von Prüfern ein Mittel in Hochpotenz prüft, entwickeln diese Prüfer keineswegs alle die gleichen Symptome; betrachtet man aber die Gesamtheit der Symptome, zeigt sich ein Muster: Beispielsweise treten dann viele Symptome auf der linken Seite auf, oder werden durch Erschütterung oder Berührung hervorgerufen, oder gehen einher mit einem stechenden Schmerz, oder Schmerzen strahlen aus in andere Körperteile. Dabei entwickelt kein einzelner Prüfer die Gesamtsymptomatik. Einzelne Symptome sind wenig aussagekräftig, das Muster aber ist spezifisch für ein bestimmtes Mittel.
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Dass eine Gruppe von erfahrenen Prüfern ein spezifisches Muster entwickelt und dass sich dieses Muster auch identifizieren und dem verabreichten Mittel zuordnen lässt, ist mittlerweile auch bestätigt in einer Serie von neueren doppelblind durchgeführten Arzneimittelprüfungen:

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Möllinger et al: A Double-Blind, Randomized, Homeopathic Pathogenetic Trial with Healthy Persons: Comparing Two High Potencies. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2004; 11: 274-280.

Möllinger H, Schneider R: Homöopathie: mehr als nur Placeboeffekt? – Ergebnisse einer randomisierten, dreiarmigen, placebokontrollierten Doppelblindstudie zum Vergleich der Effekte von Verum und Placebo bei einer homöopathischen Arzneimittelprüfung. AHZ 2007; 252: 72-76.

Möllinger et al: Homeopathic Pathogenetic Trials Produce Specific Symptoms Different from Placebo. Forsch Komplementmed 2009; 16: 105-110.

Und das ist dann durchaus ein zusätzlicher Beleg für die Wirksamkeit von Hochpotenzen. Die Homöopathie ist also nicht kaputt, sondern leider nur etwas komplizierter.
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Dennoch kann man sich fragen, ob die homöopathische Arzneimittelprüfung nicht verbesserungsfähig wäre. Sie wird in dieser Form seit Hahnemann fast unverändert praktiziert. Es wäre durchaus zu erörtern und zu erproben, ob andere Einnahmemodi oder andere Potenzierungsformen bessere Ergebnisse hervorbringen. Aber dazu gerne ein anderes Mal mehr. Ebenso kann gerne erläutert werden, warum ein Mittel, dass in der Arzneimittelprüfung bei Ihnen nur „ein bisschen kneifen im Bauch“ verursacht, bei einem Patienten dann zur Behandlung einer schweren akuten Krankheit eingesetzt werden kann.
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Homöopathische Anamnese und die Problematik technischer Befunde

Auch eines eigenen Artikels wert wäre die homöopathische Anamnese. Die ist – wie oben nur kurz angedeutet, wesentlich differenzierter als die Anamnese in der konventionellen Medizin. Und auch bei etlichen medizinischen Hochschullehrern, die der Homöopathie mit ebenso großer Skepsis gegenüberstehen wie Sie, gilt die homöopathische Anamnese in ihrer Genauigkeit als vorbildlich. – Heute haben allerdings technische Befunde (bildgebende Verfahren und Laborwerte) eine überragende Bedeutung; die Anamnese und körperliche Untersuchung sind allenfalls noch Hilfsmittel um die technischen Untersuchungen zielgerichteter einzusetzen. Aber so wertvoll technische Befunde sind, zur Bestätigung oder Ausschluss von Verdachtsdiagnosen, so problematisch sind sie als reine Suchtests.

Manchmal findet man in technischen Untersuchungen etwas, was aber dann nur ein Zufallsbefund ist, lange und aufwändige weitere Untersuchungen auslöst und am Ende doch zu nichts führt. Oder man findet einen objektiven Befund (z.B. eine durch Magenspiegelung gesicherte Gastritis) und ordnet diesen Befund den Beschwerden des Patienten zu, obwohl eine genauere Anamnese ergäben hätte, dass die Symptome eigentlich eher auf eine Störung der Bauchspeicheldrüse hinweisen. Die Behandlung geht dann mit hohem Aufwand in die falsche Richtung.

Auch technische Befunde sagen nicht immer die Wahrheit – wenn sie Arzt sind und Patienten betreuen (Im „Who is who“ Ihres Blogs „Die Ausrufer“ steht, Sie seien Mediziner), wissen Sie wovon ich rede – und falls nicht, fragen Sie einen – aber einen, der mit realen Patienten zu tun hat und das nicht erst seit gestern.
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Konstruktiver Dialog

Und wenn ich Sie hier schon direkt anspreche: Ich weiß, dass Sie das lesen werden. Ihre Kommentare sind uns selbstverständlich willkommen. Allerdings muss ich Sie dann doch bitten, mit Ihrem Namen zu unterschreiben.

Uns ist bekannt, dass die üblichen Gepflogenheiten in Blogs andere sind: Pseudonyme Kommentare sind normalerweise möglich. Der Ton ist dann aber auch entsprechend. Gedeckt durch das Pseudonym erlauben sich Kommentatoren dann teilweise eine Ausdrucksweise, die vielleicht einem Stammtisch angemessen ist – ganz sicher nicht aber einer akademischen Diskussion. Es geht uns hier aber um eine möglichst sachliche Auseinandersetzung über ein Thema, das ohnehin hochgradig emotionalisiert ist.

Kommentare – auch ausgesprochen kritische – sind uns daher herzlich willkommen, wenn sie folgende Voraussetzungen erfüllen:

Sie erfolgen unter Nennung des echten Namens; und sie stimmen mit dem allgemeinen Verständnis an die Anforderungen guter Sitten überein. Schmähkritik und Feststellungen auf dem Niveau von „Praktisch jede aktuelle Studie, die ihr Glaubulisten veranstaltet, zeigt in die gleiche Richtung: Keine Wirkung über Placebo“ werden nicht veröffentlicht. Differenzierte, fachkompetente und konstruktive Kritik ist ausdrücklich erwünscht.

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

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Themen: DZVhÄ Homöopathie.Blog | 11 Kommentare »

11 Kommentare to “Hilfe! Die Homöopathie ist kaputt. Kommentar zur HAMP des Bloggers „Merdeister“.”

  1. Lothar Brunke schreibt:
    30th.März 2012 um 14:08

    Im Juli 2011 wurde das Thema der Wirksamkeit der Homöopathie bereits diskutiert.
    http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=2845
    Dort heißt es: „Bisher hat sich noch niemand von den Leugnern gemeldet, der am eigenen Körper bereit gewesen wäre das homöopathische Mittel Glonoinum D30 V entsprechend der dortigen Ausführungen zu Demonstrationszwecken mit den damit verbundenen Risiken einzunehmen.“
    Für die Skeptiker reicht es nicht lediglich mal etwas Drücken im Bauch zu verspüren ohne zu benenne, was dort überhaupt in welche Potenzierung genommen wurde. Der Glonoinumversuch analog Nash ist weitergehend, deshalb unternimmt ihn niemand.
    Die Diskussion kommt mir vor, als ob ein physikalischer Laie den Physikern Vorschläge zur Lösung der Grundfragen der Physik unterbreiten will. Wo andere ihr Leben lang die theoretischen Grundlagen der Stringtheorie erarbeiten, kann ein physikalischer Laie nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, welche theoretischen Überlegungen Physiker dazu bringt eine Theorie zu entwerfen, für die es in absehbarer Zeit keine Möglichkeit der Überprüfung im Versuch besteht. Wer Homöopathie kritisiert, sollte wenigstens Grundkenntnisse mitbringen. Andernfalls muss ihm unterstellt werden, dass er ideologische Schlachten schlagen will, um sein überholtes Weltbild durchzusetzen. Da bis heute niemand von den selbsternannten Kritikern der Homöopathie den Versuch analog Nash unter Kontrolle einen erfahrenen Homöopathen durchgeführt hat, ist die Vermutung naheliegend, es handelt sich um eine ideologische Diskussion. Allein die Einnahme irgendeines unbekannten Mittels in unbekannter Potenz unter unbekannten Bedingungen und unbekannten Voraussetzungen ist völlig unzureichend, um Homöopathie zu beweisen oder zu widerlegen.

  2. merdeister schreibt:
    3rd.April 2012 um 11:17

    Sehr geehrter Herr Kösters,
    Sehr geehrte Redaktion,

    mir erscheint es angebracht, Sie auf diesem Wege über meiner Antwort zu informieren.

    http://dieausrufer.wordpress.com/2012/04/02/offener-brief-an-curt-kosters-vom-dzvha/

    Mit freundlichen Grüßen

    ‚merdeister‘

  3. Christine Wittenburg schreibt:
    3rd.April 2012 um 18:14

    Tja, Herr Kösters, Herr (oder Frau) Merde ist er mag nicht auf Ihrem Parkett tanzen kommen, dafür mag er/sie Gründe haben – macht nichts, wir können seine/ihre Antwort ja einen Klick weiter nachlesen.
    Wozu noch anzumerken wäre:
    1.Bevor hier irgend jemand Alumina zu sich nimmt, sollten die zahlreichen Mitglieder der 10:23-Bewegung doch erstmal Auskunft geben, ob sie irgendwelche Veränderungen an ihren „Stuhlgewohnheiten“ (etc) feststellen konnten nach der Einnahme von Arsenicum. Wann hat man schon mal so eine große Prüfergruppe? Aber Herr Kösters hat Recht: Auch hier fehlt eine vorhergehende Anamnese aller Teilnehmer, eine Randomisierung auf Verum und Placebo, Doppelverblindung und ein auswertendes Prüfarztteam. Schade eigentlich, so eine vergeudete Gelegenheit einer Nachprüfung von Arsenicum, unter perfekten Bedingungen. Zusätzlich müßte die Zustimmung eines Ethikkommitees eingeholt werden – und dann machen Sie das alle bitte nochmal, ja?
    2. Schreckliche Symptome – abgebrochene Prüfungen? Nun bin ich schon seit 25 Jahren Homöopathin, habe sowas aber nur von einigen Prüfungen in Urtinktur vernommen (Tabak, Alkohol, Opium etc – Prüfungen, die oft schwer abzubrechen sind).
    3. Der Glonoinumversuch von EB Nash – na, den habe ich als neugieriger Mensch selbstverständlich durchgeführt. Einfach verblindet und unrandomisiert, mit Glon C30, einmalige Gabe, an 9 Personen (mich eingerechnet, natürlich). Nur einer der Teilnehmer erhielt Placebo. Von den 8 Verum-Teilnehmern hatten 6 innerhalb der ersten 5 Minuten nach der Einnahme von glon C30 eine Pulsfrequenzerhöhung von bis zu 30 Schlägen, meist so 2-3 Minuten nach der Einnahme. Der Puls wurde direkt vor der Einnahme, und dann minütlich nach der Einnahme gemessen. Der Placeboproband hatte keine Pulsfrequenzerhöhung, aber die gute Idee, mich während meiner Pulsmessungen darauf hinzuweisen, dass ich für meine Probe ja auch Placeboprobanden benötigen würde – ob mir das klar sei?

    Ich weiß, das ist überhaupt nicht beweiskräftig – aber es hat Spaß gemacht. Ich freue mich, dass ich bei keinem der Probanden mehr „Schaden“ als eine kurzfristige Pulsfrequenzerhöhung ausgerichtet habe – aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, ich möchte niemandem so einfach Kopfschmerzen induzieren. Die Probanden wußten übrigens nur, dass ihre Pulsfrequenz irgendwie reagieren könnte, also schneller oder langsamer werden -oder sich gar nicht verändern würde. Für eine entspannte Situation war gesorgt.

    Herr (oder Frau) M.ister, vielleicht probieren Sie die Sache mit der HAMP nochmal, aber unter ein bißchen wissenschaftlicheren Bedingungen? Das wäre fein.

  4. Lothar Brunke schreibt:
    3rd.April 2012 um 20:04

    @Frau Wittenburg: Sehr schöne Versuchsbeschreibung, auch wenn sie für die Skeptiker noch weiter geführt werden müsste. Der erhöhte Pulsschlag nach Glonoinum wird von den Skeptikern auf die Prüfungssituation geschoben. Ich weiß aus meinen Anwendungen, dass die vor längerem von mir verwendeten Potenzen um D4 Glonoinum relativ schnell senkend auf den Blutdruck gewirkt haben. Gesunde Probanden hatte ich nicht zur Verfügung. Da der Skeptikerverein nun jedoch mit Gewalt wissen will, was an der Homöopathie dran ist, werden sich vielleicht die am lautesten schreienden mal für den analogen Nashversuch zur Verfügung stellen. Wie Sie beschrieben haben, kann der Versuch in seiner milden Form auch mit der C30 ausprobiert werden. Die harten Prüfungssymptome, die von keinem Skeptiker mehr auf die Prüfungssituation geschoben werden kann, dürften jedoch erst bei der D30 Glonoinum in verstärkter Verschüttelung zu erzeugen sein. Deshalb wäre mein Vorschlag erst für die Vorsichtigen mit Glonoinum C30 anfangen und danach mit Glonoinum D30 V fortsetzen, wenn das Ergebnis den Probanden nicht überzeugen sollte. So werden wir zumindest eine Wirkung homöopathischer Mittel demonstrieren können.

  5. Christine Wittenburg schreibt:
    9th.April 2012 um 08:26

    Lieber Herr Brunke,
    nachdem Sie Ihre Idee, eine Prüfung von Glonoinum mit verstärkter Verschüttelung einer Hochpotenz durchzuführen, in diesem Blog schon mehrmals erwähnten, habe ich erstmal versucht, mir einen Überblick über die Prüfungslage zu verschaffen.
    Die frühen Prüfungen (Hering, Dudgeon…) wurden oft mit Urtinktur oder sehr niedrigen Potenzen an Einzelprüfern durchgeführt, dabei sind viele Fälle von Intoxikation erwähnt – es sind jedenfalls keine Prüfungen im Sinne einer modernen HAMP (doppelverblindet, randomisiert, kontrolliert durch Prüfärzte).
    Ich habe nur zwei moderne Prüfungen gefunden:
    1. Julian Winston, einfach verblindete Kurzprüfung von Glon 12X an 15 Prüfern (1982)
    2. Panday/Yadav (2009), C30 mit Kontrollgruppe (19/21), über 12 Tage und mit Voranamnese der Prüfer, Ausschlußkriterien und vorheriger Erhebung von Daten (alle Prüfer: Blutwerte, EKG etc). Aber auch hier ist von Doppelverblindung leider nicht die Rede. Ein interessantes Detail: Diese Prüfung wurde in Indien bei einer Temperatur von 44 Grad Celsius vorgenommen – da würde ich persönlich sofort Glonoinum-Symptome entwickeln!
    Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass die Prüfungslage für Glonoinum sehr zu wünschen übrig lässt. Eine HAMP nach „allen Regeln der Kunst“ wäre angebracht, wobei ein Teil der Prüfer Glonoinum in verstärkter Verschüttelung einnehmen könnte, das würde zusätzliche Aufschlüsse über ein derartiges Vorgehen erbringen.
    Ich finde es sinnvoll, Arzneimittelprüfungen so durchzuführen, dass die Gemeinschaft der homöopathischen Praktiker Nutzen aus den gewonnenen Erkenntnissen ziehen kann – einen Versuch durchzuführen, nur um Skeptiker zu überzeugen ist doch wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, die man eh nicht trifft. K. Chatfield (Dissertation) hat sich darum gekümmert, ob zwischen Studenten der konventionellen Medizin und zukünftigen CAM-Medizinern, die an der gleichen Uni studieren, eine Annäherung stattfindet: Ja, am Ende des Studiums versteht man sich besser und respektiert sich gegenseitig – aber „Überläufer“ hat es nicht gegeben, nicht von hier nach dort, nicht von dort nach hier.
    Daher bleibt nur zu hoffen, dass unser „Zusammenleben“ mit den sogenannten Skeptikern auch zu etwas mehr Respekt von deren Seite führt, der Ton ist doch schon oft sehr rüde – besonders in der englischsprachigen Welt.

  6. Lothar Brunke schreibt:
    9th.April 2012 um 12:20

    Frohes Osterfest allen Freunden der Homöopathie.

  7. Lothar Brunke schreibt:
    10th.April 2012 um 07:39

    Glonoinum ist bei Heering „guiding symptoms of our materia medica“ mit 25 Seiten Prüfungssymptomen aufgeführt. Da bin ich bisher nicht auf die Idee gekommen, das Mittel erneut zu prüfen. Prüfungsbedarf dürfte nach meiner Auffassung eher bei Mitteln bestehen, die schwere Krankheiten erzeugen wie Krebs und Aids. Die damit verbundenen Risiken will ich niemandem zumuten. Mein Vorschlag vor einiger Zeit ging deshalb in Richtung Tierversuche um auch schwere Pathologien homöopathisch zu erforschen wie Krebs und Aids. Damit meine ich Tierversuche an gesunden Versuchstieren, um schwere Pathologien homöopathisch zu erzeugen. Das scheitert in Deutschland bereits an der Ethikkommission. Die wird homöopathische Tierversuche vermutlich nicht genehmigen, weil sie das Thema Homöopathie nicht versteht und auch nicht verstehen will.
    Zum Thema Zusammenleben mit Skeptikern: Es kann nicht unser Ziel Skeptiker von ihrer eigenen Unwissenheit zu überzeugen. Wir sollten die wissenschaftlichen Grundlagen soweit aufarbeiten, dass für jeden Wissenschaftler nachvollziehbar ist, was wir mit Homöopathie machen und wie der Wirkungsmechanismus funktioniert. Skeptiker sind keine Wissenschaftler, sondern einfach Ignoranten, wie sich deutlich an der Weigerung zeigt den analogen Nashversuch durchzuführen. Das ständige und alleinige Ideologisieren zeigt die Geisteshaltung der Inquisition, denn nach deren Auffassung kann nicht sein, was nicht sein darf.
    – Kurzform der Skeptiker: Wo kein Stoff, da keine Reaktion, wenn doch Reaktion, dann Placebo.
    – Dem stelle ich die homöopathische These entgegen: Wenn Stoff, dann keine (oder kaum) geistartige Wirkung im Sinne § 32 Org., also keine oder kaum Heilung, wenn doch Heilung, dann ausschließlich Placebo bzw. Selbstheilung auch ohne jede Chemie.
    Wir haben gegenüber der Schulmedizin den großen Vorteil, dass wir zumindest eine Ahnung haben, warum chronische Krankheiten entstehen und warum wir chronische Krankheiten heilen können, während die Schulmedizin eine Ursache der Entstehung chronischer Krankheiten nicht kennt und auf chemischer Ebene auch nie erkennen wird. Die geistartige Ebene wird nicht erforscht und verschließt sich selbst damit die Erkentnismöglichkeiten.

  8. Petra Kubitzki schreibt:
    20th.April 2012 um 15:08

    Lieber Herr Kösters,
    als jemand, der seit vielen Jahren auf Globuli und ihre Wirkung bei Mensch und Tier schwört, bin ich ganz auf Ihrer Seite.
    Ich habe aber bei Bekannten und im Familienkreis gelernt, dass es wenig nützt, die Menschen damit zu überzeugen, besonders hochrabend zu belehren. Die meisten Schalten ab und glauben, unqualifiziertes Geschwurbel vorgesetzt zu bekommen, das einfach nur wichtigtuerisch klingen soll.
    Was für den einzelnen wichtiger ist, ist eine Art Aha-Erlebnis, ein Damaskus sozusagen. Wer sich nicht überzeugen lassen will, den kann man auch nicht überzeugen.
    Man kann Menschen eben nicht aus ihrer Denkwelt befreien, man kann ihnen nur zeigen, wo das Tor in die Freiheit ist. Ob sie durch das Tor schreiten wollen – das müssen sie selbst entscheiden.

    In diesem Sinne
    Ihre Petra K.

  9. Johannes Bühlingen schreibt:
    15th.Januar 2013 um 14:54

    Hallo an alle,

    Wieso kann man Effekte auf Blutdruck (z.B. Kopfschmerzen, Synkopen; wie bei Nash beschrieben) bei niedrig verdünntem Nitroglycerin (Glonoinum C1/D2 oder auch D4) erwarten? Ganz einfach. Gebräuchliches Nitro-Spray z.B. bei Bluthochdruck oder Angina pectoris hat etwa dieselbe Konzentration wie eine C1/D2-Verdünnung. Mit natürlich denselben Haupt- und Nebenwirkungen.

    Aus diesem Grund ist auch kein Effekt mehr bei D30 oder C30 Verdünnungen (oder gar entsprechenden Glaubuli) zu erwarten. So geschehen und beobachtet in meinem Selbstversuch mit Glonoinum D30 (weiter oben liest man, das wäre ein heißes Eisen). Oder vorher mit Sulfur C200 bzw. Sulfur LM 18.

  10. Curt Kösters schreibt:
    7th.Februar 2013 um 22:41

    Sehr geehrter Herr Bühlingen,

    mit Ihrer Feststellung, dass es sich bei den Effekten von

    niedrig verdünntem Nitroglycerin (Glonoinum C1/D2 oder auch D4)

    um einen pharmakologischen Effekt handelt – mit denselben Haupt- und Nebenwirkungen – haben Sie ganz bestimmt recht.

    Ebenso haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit recht mit ihrer impliziten Annahme, dass

    bei D30 oder C30 Verdünnungen

    keine pharmakologischen Wirkungen zu erwarten sind – weder Haupt- noch Nebenwirkungen.

    In der verständlichen Freude an dem überaus originellen Wortspiel „Glaubuli“ übersehen Sie allerdings möglicherweise, dass es in diesem Beitrag unter anderem auch um Arzneimittelprüfungen ging, bei denen sich doppelblind und signifikant spezifische Effekte von Hochpotenzen zeigen.

    Auf der einen Seite verdichten sich also allmählich die Hinweise, dass es einen solchen spezifischen Effekt von Hochpotenzen gibt. Das sind ja nicht nur doppelblinde Arzneimittelprüfungen, sondern auch eine ganze Reihe von klinischen Studien und experimentelle Anordnungen aus der Grundlagenforschung. Auf der anderen Seite ist der Wirkungsmechanismus aber noch völlig unklar. – Ich finde das spannend, Sie möglicherweise nicht. – Das macht nichts!

    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man diese Effekte von pharmakologischen Effekten im klassischen Sinne unterscheiden sollte. Pharmakologische Effekte treten regelhaft und dosisabhängig bei jedem Probanden auf, während die Effekte von homöopathischen Hochpotenzen stark individuell geprägt sind – und sich am ehesten mit einem Resonanz-Modell beschreiben lassen. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass es sich bei vielen der so genannten seltenen Nebenwirkungen klassischer Pharmaka ebenfalls um Resonanzeffekte handelt.

    Herr Brunke wiederum postuliert nun, dass Glonoinum C30 – sofern häufiger geschüttelt – doch regelhaft Symptome erzeugt. Eingehender beschreibt er das in seinen Kommentaren zu „Homöopathische ‚Ãœberdosis‘ und die ‚Aktion 10:23′“ und verweist hier auch auf eigene Erfahrungen.
    Ob das wirklich so stimmt, sollte man sicher bei Gelegenheit noch mal ausführlicher untersuchen. Die These ist aber interessant genug für eine solche weitere Untersuchung, zumal auch schon Hahnemann die Beobachtung referiert, dass häufigeres Schütteln die Effekte von Hochpotenzen verstärkt.

    Und nun warte ich direkt schon auf Ihre Frage, warum dann nicht alle Hochpotenzen häufiger geschüttelt werden, wenn häufigeres Schütteln stärkere Effekte erzeugt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Curt Kösters

  11. Michael Jachan schreibt:
    10th.Juli 2014 um 19:08

    Guten Tag, liebe Freunde der Homöopathie!

    Ich beschäftige mich seit ca. 2 Jahren mit dieser sanften und traditionellen Heilmethode, obwohl ich ein eher skeptisch denkender Mensch bin. Obwohl ich weiss, dass die Physik das Totalversagen der klassischen Homöopathie verlangt. Aber ich finde Forschung zum Thema Placeboeffekt sehr sehr wichtig.

    Vor kurzem habe ich einen alternativspirituellen Internetguru ergoogelt, welcher sogar aktiv Forschung zum Thema Homöopathie betreibt. Er hat ein alternatives Verfahren entwickelt, welches die Heilinformation der Urtinktur anders als durch potenzieren in die unarzneilichen Rohglobuli bringen kann.

    Dieser Guru ist in der Lage, zB Sulphur-Globuli (wie oben angesprochen) alternativ herzustellen. Im Selbstversuch und bei seinen Freunden und bei drei Hunden hat er bereits getestet, dass seine Alternativglobuli vielversprechend wirken, hat er mir mitgeteilt. Diese kleine Vorabstudie ist natürlich in keinster Weise wissenschaftlich aussagekräftig …

    Mein neuer Guru hat sogar vorgeschlagen, mit interessierten Profihomöopathen und Homöopathie-interessierten Laien eine verblindete HAMP durchzuführen:

    https://fsmosophica.wordpress.com/2014/06/19/aufruf-zur-teilnahme-arzneimittelprufung-homoopathie-fsmopathie

    Ich mache mit. Vielleicht melden sich ja ein paar Profis von Euch!

    Viel Spass, viel Erkenntnis und viel spirituelle gute Energie,

    MJ

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