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Homöopathie auf dem Prüfstand: Forschung, Praxis und Akzeptanz der Homöopathie in Deutschland – Ein Überblick.
Von Bjoern Bendig | 9.Juli 2011
Die Homöopathie ist umstritten und ihr Leitmotiv, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen, polarisiert die Gemüter. Derzeit findet auch in zahlreichen fachfremden Medien eine Debatte um den wissenschaftlichen Wert der Homöopathie statt. Im Fokus steht dabei meist nicht der Nutzen, den Patienten von der Anwendung homöopathischer Arzneien haben, sondern die Frage nach der Konsistenz des wissenschaftlichen Erklärungsmodells.
[Der folgende Artikel ist ein „Reprint“. Er wurde erstmals in der Zeitschrift „Die Naturheilkunde“ 6/2010 veröffentlicht. Hier im Blog wurden noch einige Überschriften und Links hinzugefügt. Den Original-Artikel von Björn Bendig finden Sie hier: Link zur PDF-Version.]
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Wissenschaft hat „viele Wahrheiten“
Es ist eine durchaus verlockende Versuchung, eine in der Wissenschaft akzeptierte Theorie als objektive Wahrheit zu nehmen und aufgrund dieser seine Entscheidungen zu treffen, die dann logisch zwingend ebenfalls objektiv und richtig wären. Die Politik bedient sich gerne dieser Methode, die aber bedauerlicherweise mit dem Manko behaftet ist, dass sie bereits im Kern einen Irrtum enthält. Wer glaubt, dass die Wissenschaft objektive Erkenntnisse und damit Gesellschaft und Politikern „die eine Wahrheit“ als Entscheidungsgrundlage bereitstellen kann, täuscht sich über die Möglichkeiten der modernen Wissenschaft. Nicht allein anhand der Homöopathieforschung lässt sich zeigen, dass die Wissenschaft und ihre Ergebnisse sehr heterogen, sogar widersprüchlich sein können.
HTA-Bericht des Schweizer PEK
So existieren durchaus mehrere als objektive Wahrheiten getarnte Meinungen nebeneinander in einem einzelnen Forschungsbereich. Unmittelbar deutlich wird dies an den unterschiedlichen renommierten Experten, die in Bezug auf die Wirksamkeit der Homöopathie gegensätzliche Ansichten vertreten: „Die Wirksamkeit der Homöopathie kann unter Berücksichtigung von internen und externen Validitätskriterien als belegt gelten, die professionelle sachgerechte Anwendung als sicher.“ Zu diesem Fazit kommt beispielsweise ein im Rahmen des Programms Evaluation Komplementärmedizin (PEK) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schweiz durchgeführtes Health-Technology-Assessment (HTA). Diese umfassende Untersuchung des BAG verfolgte das Ziel, Grundlagen über die Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der ärztlichen Komplementärmedizin zu liefern.
IQWiG-Chef Jürgen Windeler
Ganz anders als das Schweizer BAG sieht es dagegen etwa das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), dessen Chef, Prof. Dr. Windeler, deutliche Worte findet: „Ein medizinischer Nutzen der Homöopathie ist nicht bewiesen. Dazu muss man auch gar nicht mehr weiterforschen, die Sache ist erledigt“.
Zankapfel Potenzierung
Der wesentliche Streitpunkt zwischen Homöopathen und Schulmedizinern ist bereits seit der Begründung der Homöopathie der Kernaspekt der Potenzierung – also der Verdünnung und Verschüttelung homöopathischer Arzneien.
Fakt ist: Bisher kann kein naturwissenschaftliches Modell den Wirkmechanismus von sogenannten Hochpotenzen, in denen kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr nachweisbar ist, gänzlich erklären. Dies gilt, auch wenn Effekte potenzierter Arzneien bereits in Laborversuchen nachgewiesen wurden. In der mitunter hitzig geführten Debatte zwischen den Befürwortern der Homöopathie und ihren Gegnern wird das fehlende Erklärungsmodell häufig zum Vorwurf genutzt, die Homöopathie müsse eine Placebomedizin sein, weil sie keine wissenschaftlich rundum saubere Theorie vorzuweisen habe. Diese Ansicht ist – unabhängig vom Gegenstand der Betrachtung – falsch, da sie gegen formal-logische Prinzipien verstößt. Der Umstand, dass bis dato kein mit dem heutigen Stand der Wissenschaft zu vereinendes, in sich schlüssiges Erklärungsmodel gefunden wurde, beweist nicht die Unwirksamkeit der Homöopathie. Salopp formuliert: Die Schwerkraft war bereits in Kraft, noch bevor Newton eine umfassende Theorie nachlieferte. Indes beweist ein fehlendes Modell natürlich auch nicht die Wirksamkeit der Homöopathie, es beweist zunächst einmal gar nichts.
Klinische Forschung und Versorgungsforschung
Die moderne klinische Forschung konzentriert sich nahezu ausschließlich auf die Wirksamkeit der homöopathischen Arzneimittel, wobei dann die Rolle der Anamnese oder die Art und Weise, wie man das homöopathisch passende Arzneimittel findet, in der Regel ausgeblendet wird. In einem reduktionistischen Ansatz wird meist das Gesamtpaket der homöopathischen Behandlung in Einzelteile zerlegt, deren Effekte losgelöst von den anderen Teilen bewertet werden. Dass Homöopathie jedoch mehr ist als die Summe ihrer Einzelteile, zeigt sich in der täglichen ärztlichen Praxis, der Patientenzufriedenheit und nicht zuletzt an dem Zulauf von Ärzten, die sich homöopathisch ausbilden lassen. So hat sich die Zahl homöopathisch ausgebildeter Ärzte von 1995 (rund 3.000) bis heute (über 7.000) mehr als verdoppelt. Für die einen ist dies ein Zeichen für die Verblendung des ärztlichen Berufsstandes, für die anderen die schlüssige Durchsetzung einer funktionierenden Heilmethode.
Den Gegensatz zum reduktionistischen Forschungsansatz findet man in der sogenannten Versorgungsforschung. Dieser Forschungsbereich untersucht per Definition die Versorgung von Patienten unter Alltags- und Praxisbedingungen. Hier findet die Homöopathie als ganzheitliche Heilmethode Berücksichtigung. In der Versorgungsforschung gilt die Wirksamkeit der Homöopathie selbst unter Kritikern als belegt. Neben dem bereits erwähnten Schweizer HTA-Bericht gibt es dazu einschlägige Studien der Charité Berlin sowie einiger Krankenkassen.
Insgesamt zeigt die Versorgungsforschung, dass die Homöopathie in der Praxis effektiv wirkt und dabei kostengünstiger ist als schulmedizinische Verfahren. Eine homöopathische Praxis verursacht demnach nur die Hälfte der Kosten einer durchschnittlichen Grundversorgungspraxis, homöopathisch behandelte Patienten müssen seltener stationär behandelt werden, nehmen weniger teure Spezialbehandlungen in Anspruch und leiden weniger an Nebenwirkungen von Arzneimitteln als konventionell behandelte Patienten. Hinzu kommt, dass die Homöopathie bei chronisch kranken Patienten im direkten Vergleich mit der Schulmedizin „signifikant stärkere Besserungen“ (Aussage aus der Modellstudie Homöopathie der IKK Hamburg) erreichen kann.
Akzeptanz in der Bevölkerung
Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sichtweisen verwundert es nicht, dass in Forscherkreisen hitzige Diskussionen über die Homöopathie entstehen. Meist handelt es sich dabei um fachlich niveauvolle Debatten, die im Elfenbeinturm der Wissenschaft geführt werden und für Patienten kaum relevant oder verfügbar sind. Dementsprechend konsequent ignoriert das Gros der Bevölkerung diese Streitgespräche und bildet sich nach dem Motto „wer heilt, hat Recht“ eine eigene Meinung. Rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung sind dabei „überzeugte Verwender“ homöopathischer Arzneimittel und ohne Einschränkung von deren Wirksamkeit überzeugt. Zwei Prozent der Bevölkerung halten homöopathische Arzneien für unwirksam. Insgesamt verwenden 57 Prozent der Deutschen homöopathische Arzneimittel (Allensbach-Umfrage 2009).
Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage spielt die Berichterstattung für die „überzeugten Verwender“ eine sehr untergeordnete Rolle: 98 Prozent von ihnen gaben an, dass kritische Berichterstattung ihr Vertrauen in die Homöopathie nicht schmälert. Daraus könnte die naheliegende Schlussfolgerung gezogen werden, dass eine direkt erlebte Heilerfahrung für einen Menschen mehr Gewicht hat als jeder noch so sachkundige intellektuelle Zugang zur Heilmethode.
Laborversuche ergründen Wirksamkeit von Potenzen
Auch wenn Patienten in der Regel mehr an der Wirkung von homöopathischen Arzneien als an einem konsistenten Erklärungsmodell gelegen ist, mangelt es nicht an Versuchen, die Beobachtungen zur Homöopathie in eine tragfähige Theorie zu überführen. Es scheint jedoch, als bestünde zwischen der Physik und der Homöopathie ein grundsätzlicher Widerspruch, der sich in etwa wie folgt formulieren lässt: Wenn die hoch verdünnten und verschüttelten homöopathischen Arzneien – also die Potenzen – tatsächlich wirksam sind, so ist die heutige Physik in weiten Teilen unrichtig oder aber zumindest inkonsistent.
Diese Überlegung ist für alle Potenzen oberhalb einer D 23 interessant. Bei dieser Potenzierungsstufe wurde die Ausgangssubstanz im Verhältnis 1:10 verdünnt und verschüttelt, die entstandene Lösung wiederum 1:10 verdünnt und verschüttelt, und diese Prozedur 23-mal wiederholt. In einer D 23 ist die ursprüngliche Arznei also in einem Verhältnis von 1:10²³ gemischt. Physikalisch betrachtet ist laut Avogadroscher Zahl kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden, jede substanzspezifische Wirkung ist somit ausgeschlossen. Dennoch lässt sich eine Wirkung – auch jenseits der Placebotheorie – beobachten. (Anmerkung der Redaktion: siehe hierzu den einschränkenden Blogbeitrag „Homöopathische Hochpotenzen enthalten Nanopartikel der Ausgangssubstanz“.) Die Auffindung des den potenzierten Arzneien zugrundeliegende Wirkmechanismus würde wohl eine Revolte, vielleicht sogar eine Revolution in der modernen Physik auslösen – und hätte gute Chancen auf den Nobelpreis.
Homöopathisches Verständnis vom Prozess der Potenzierung
Dr. Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie, beschreibt es in den §269 und §270 des Organon der Heilkunst so: „Die homöopathische Heilkunst entwickelt zu ihrem besondern Behufe die innern, geistartigen Arzneikräfte der rohen Substanzen mittels einer ihr eigenthümlichen Behandlung. Durch diese Bearbeitung wird bewirkt, daß die, im rohen Zustande sich uns nur als Materie darstellende Arzneisubstanz, sich endlich ganz zu geistartiger Arznei-Kraft subtilisieret und umwandelt.“ (sic!)
Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe Organon 2010 zum 200 Jubiläum des Organon der Heilkunst, wurde sich auch mit der Potenzierungsforschung auseinandergesetzt. Sowohl für Homöopathen als auch für Physiker stellt die Grundlagenforschung, deren Ziel es ist, die grundlegenden Wirkmechanismen aufzuklären, ein reizvolles Themengebiet da.
Ein Experte in Sachen Potenzierungsforschung ist Dr. Stephan Baumgartner, Physiker und Dozent der Kollegialen Instanz für Komplementärmedizin (KIKOM) der Universität Bern, der in Leipzig Ergebnisse seiner Untersuchungen vorstellte.
„Ich bin kein Homöopath, ich bin Physiker“, stellte Baumgartner zu Beginn seiner Ausführungen über Laborversuche mit homöopathischen Potenzen klar. Er untersuchte u. a. den Effekt von potenzierten Wachstumshormonen auf Wasserlinsen und Zwergerbsen oder die Wirkung von potenziertem Arsen auf mit Arsen vergifteten Weizen. „Wir konnten wiederholt Effekte homöopathischer Potenzen im Labor beobachten“, erklärte Baumgartner den rund 70 Gästen mit zahlreichen Diagrammen und stellte dabei fest: „Je komplexer der Organismus, desto deutlicher ist die Reaktion auf Homöopathika.“ Die Wirkung nehme demnach von Zellkulturen und Mikroorganismen über Pflanzen und Tiere bis hin zum Menschen weiter zu. Außerdem ergaben Modelle „im Ungleichgewicht“, also mit kranken oder gestressten Organismen, deutlichere Resultate als Modelle mit gesunden Organismen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse forscht Baumgartner nun weiter unter der Arbeitshypothese: „Homöopathie ist eine Informationstherapie“, da eine materielle Erklärung der Wirkung bei Potenzen ausgeschlossen sei. Warum er sich derart für die Homöopathieforschung interessiere, beantwortete der Schweizer abschließend mit dem Zitat eines Berufskollegen, dem Berliner Physiker Professor Martin Lambeck: „Aus dem Umstand, dass ich ein Phänomen nicht erklären kann, schließe ich nicht, dass es nicht existiert, sondern nur, dass seine Existenz geprüft werden sollte, um dem Fortschritt der Wissenschaft zu dienen.“
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Studien der Versorgungsforschung belegen die Wirksamkeit ärztlicher Homöopathie:
Becker-Witt C, Lüdtke R, Weißhuhn TER, Willich SN. Diagnoses and treatment in homeopathic medical practice. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2004;11:98-103.
Witt C, Lüdtke R, Baur R, Willich SN. Homeopathic medical practice: Long-term results of a cohort study with 3981 patients. BMC Public Health 2005;5:115.
Witt C, Lüdtke R, Willich SN. Effect Size in Patients Treated by Homeopathy Differ According to Diagnosis – Results of an Observational Study. Perfusion 2005;18:356-360.
Witt C, Keil T, Selim S, Roll S, Vance W, Wegscheider K, Willich SN. Outcome and costs of homeopathic and conventional treatment strategies: A comparative cohort study in patients with chronic disorders. Compl Ther in Med 2005;13:79-86.
Forschung am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité
Weitere Informationen zu den Veröffentlichungen und eine Studienübersicht zur Homöopathieforschung unter: www.cam-quest.org
HTA-Bericht zur Homöopathie: Schlussbericht des Programms zur Evaluation in der Komplementärmedizin (PEK) des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) in der Schweiz.
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Grundlagenforschung zu Effekten von homöopathischen Potenzen:
Grundlagenforschung Homöopathie, Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin, Universität Bern
Jäger T, Scherr C, Wolf U, Simon M, Heusser P, Baumgartner S: Investigation of Arsenic-Stressed Yeast (Saccharomyces cerevisiae) as a Bioassay in Homeopathic Basic Research ScientificWorldJournal 2011;11:568-583.
Jäger T, Scherr C, Simon M, Heusser P, Baumgartner S: Effects of homeopathic arsenicum album, nosode, and gibberellic acid preparations on the growth rate of arsenic-impaired duckweed (Lemna gibba L.). ScientificWorldJournal 2010;10:2112-2129.
Baumgartner S, Shah D, Schaller J, Kämpfer U, Thurneysen A, Heusser P: Reproducibility of dwarf pea shoot growth stimulation by homeopathic potencies of gibberellic acid. Complementary Therapies in Medicine 2008;16:183-191.
Scherr C, Simon M, Spranger J, Baumgartner S: Effects of potentised substances on growth rate of the water plant Lemna gibba L. Complement Ther Med 2009;17:63-70.
Lahnstein L, Binder M, Thurneysen A, Frei-Erb M, Betti L, Peruzzi M, Heusser P, Baumgartner S: Isopathic treatment effects of Arsenicum album 45x on wheat seedling growth–further reproduction trials. Homeopathy 2009;98:198-207.
Scherr C, Baumgartner S, Spranger J, Simon M: Effects of Potentised Substances on Growth Kinetics of Saccharomyces cerevisiae and Schizosaccharomyces pombe. Forschende Komplementärmedizin 2006;13:298-306.
Guggisberg AG, Baumgartner S, Tschopp CM, Heusser P: Replication study concerning the effects of homeopathic dilutions of histamine on human basophil degranulation in vitro. Complementary Therapies in Medicine 2005;13:91-100.
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Themen: DZVhÄ Homöopathie.Blog | 13 Kommentare »
10th.Juli 2011 um 14:47
Dazu fünf kleine Anmerkungen:
1.
Dass der HTA-Bericht als „wissenschaftlicher“ Gegenpol zu den negativen Stellungnahmen aus der scientific community angeführt wird, scheint eine immer beliebtere Argumentation in Homöopathenkreisen zu werden. Ich wette, kaum jemand der so Argumentierenden hat sich das Homöopathiekapitel dieses Berichts wirklich durchgelesen – vor allem WIE die Meinungsfindung hier stattfand. Wenn man das tut, erkennt man nämlich recht deutlich, warum kein Wissenschaftler diesen Bericht besonders ernst nimmt. Und wer die kritischen Anmerkungen im PEK-Schlussbericht gelesen hat, der weiß, dass „das BAG“ keineswegs die Wirkung der Homöopathie als belegt sieht, wie es Herr Bendig behauptet.
2.
In der mitunter hitzig geführten Debatte zwischen den Befürwortern der Homöopathie und ihren Gegnern wird das fehlende Erklärungsmodell häufig zum Vorwurf genutzt, die Homöopathie müsse eine Placebomedizin sein, weil sie keine wissenschaftlich rundum saubere Theorie vorzuweisen habe.
Bedauerlich, dass dieser Strohmann, der seit Jahrzehnten stets wieder neu aufgebaut und angezündet wird, auch von Herrn Bendig bemüht wird. Das Argument unterstellt Naturwissenschaftlern eine gewisse Grundblödheit – als ob sie nicht in der Lage wären, einen trivialen logischen Fehlschluss zu durchschauen.
Das Problem der angeblichen spezifischen Wirksamkeit homöopathischer Hochpotenzen ist selbstverständlich keineswegs das fehlende Erklärungsmodell. Es ist die fehlende Wirksamkeit. Etwas weniger salopp: Es ist das Fehlen eines klaren Nachweises einer solchen Wirksamkeit in Verbindung mit der extremen ex ante Unplausibilität derselben.
4.
Die positiven Belege aus der Grundlagenforschung erinnern ein wenig an die Strandmode: Sie kommen und sie gehen wieder, und alle zwei Jahre ist es etwas anderes, was JETZT ABER ENDLICH die Effekte von Hochpotenzen „eindeutig“ nachweist. Von Benveniste über Ennis, Rey, Endler, Süss, etc. – nichts ist am Ende stabil reproduzierbar, alles schläft ein, aber die Hoffnung der Homöopathen stirbt offenbar zuletzt. Baumgartner hat ja selbst schon Erfahrungen mit Nichtreproduzierbarkeit, also mal sehen, wie lange sich die Wasserlinsen halten können, bis sie dem nächsten „definitiven“ Modellversuch weichen müssen.
5.
„Homöopathie ist eine Informationstherapie“ ist eine inhaltsleere Floskel, die im Begriff ist, die unsinnige Formel von der Homöopathie als „Quantenphänomen“ abzulösen. Offenbar glaubt man, wie auch in diesem Artikel, dass man das Problem des „materiellen“ umgehen kann, wenn man mit „Information“ argumentiert. Aber ach – Information ohne Träger? Kein Wunder, dass bisher noch nicht einmal der Versuch unternommen wurde, diese wohlklingende Phrase ein klein wenig zu substanziieren.
11th.Juli 2011 um 17:49
Zitat: „Kein Wunder, dass bisher noch nicht einmal der Versuch unternommen wurde, diese wohlklingende Phrase ein klein wenig zu substantiieren.“ Der Versuch den Wirkungsmechanismus aufzuklären wird seit Jahrzehnten unternommen. Die Forschungen des Herrn F.A. Popp haben mit den Biophotonen eine erste Grundlage gelegt, um die Homöopathie verstehen zu können. Leider hat sich bisher noch kein Biophysiker gefunden, der mit dem Instrumentarium einer Universität die Signalübertragung in den Zellen wissenschaftlich erforscht hätte. Stattdessen werden Theorien aufgestellt, dass Lebensvorgänge eine Art chemisches Gleichgewicht zwischen verschiedenen Stoffgruppen darstellen soll. Das was das Leben ausmacht ist sicher nicht ein chemisches Gleichgewicht, sondern Informationsaustausch und Verarbeitung im intrazellulären Bereich auf der Basis von Biophotonen, wie Herr Popp schon vor Jahrzenten postuliert hat. Da diese Informationsvorgänge an den Universitäten nicht untersucht werden, können auch nur sehr wenige Erkenntnisse darüber vorliegen. Die Biophtonentheorie der Homöopathie postuliert, dass die bisher bekannten Phänomene der Homöopathie am ehesten mit der Theorie der Informationsübertragung homöopathischer Mittel durch in der Frequenz genau definierte Biophotonen erfolgen sollte (kohärente Photonen). Das setzt die Speicherung der kohärenten Informationen in dem Trägermedium wie z. B. Wasser voraus. Ob die Elektronen des Wassers in der Wasserstoffbrückenbindung kohärente Biophotonen speichern können, hat bisher niemand untersucht. Das dürfte jedoch der Schlüssel zum Verständnis des Wirkungsmechanismus der Homöopathie bilden. Diese Theorie steht im Gegensatz zu jedem esoterischen Ansatz der Homöopathie, wie Geistheilung, Unterbewusstsein, Psychotherapie und besonders der Placebotheorie. Zur weiteren Information verweise ich auf meinen Aufsatz zu diesem Thema in der AHZ, voraussichtlich im Dezember 2011.
19th.Juli 2011 um 12:53
Nach der netten Einladung von Herrn Bendig, fühle ich mich so frei und verweise auf meine ausführliche Antwort auf den obigen Blogbeitrag. Sie deckt sich zum Teil mit der Antwort von Herrn Berger und wird für Kenner nicht viel neues bieten.
http://dieausrufer.wordpress.com/2011/07/10/placebounterstutzte-psychotherapie-nach-hahnemann/
@Claus Fritzsche
Das Problem mit der Interpretation ergibt sich lediglich, wenn man alle Daten, die es zur Homöopathie gibt in Betracht zieht. Lässt man Widerlegtes, nicht Reproduzierbares und schlampig Erstelltes weg, bleibt für Interpretation nicht mehr viel Raum.
Hierzu sei auch der Vortrag von Herrn Berger aus Wien empfohlen.
http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2011/07/statistricks-online.php
Gruß „merdeister“
19th.Juli 2011 um 21:31
@merdmeister
Ich kann in Ihrem Beitrag keinerlei konstruktive Kritik an der Homöopathie erkennen. Die Kritik beschränkt sich auf die von allen Kritikern vertretenen Aberglauben, Homöopathie sei nicht wirksam, weil das Erklärungsmodell den Kritikern unbekannt oder unverständlich sei und ansonsten auf Einbildung sprich Placebo beruhe. So wurden in den vorangegangenen Beiträgen ausführlich diskutiert, dass ein Versuch analog Nash extra für Leugner der Homöopathiewirkung konzipiert wurde. Bisher hat sich noch niemand von den Leugnern gemeldet, der am eigenen Körper bereit gewesen wäre das homöopathische Mittel Glonoinum D30 V entsprechend der dortigen Ausführungen zu Demonstrationszwecken mit den damit verbundenen Risiken einzunehmen. Wenn Sie dazu bereit seien sollten und anschließend immer noch behaupten, Homöopathie beruhe auf einem angeblichen Placeboeffekt, können wir auch gerne über das theoretische Wirkungsmodell der Homöopathie diskutieren. Der erste Schritt besteht jedoch im Selbstversuch. Den hat als Erster Hahnemann gemacht, andere sind gefolgt. Den sollten auch Sie durchführen, bevor Sie meinen die Homöopathie als wirkungslos einzustufen.
Zur Placebotheorie der Schulmedizin habe ich mich im vorangehenden Blogbeitrag geäußert. Wenn die Definition des Placebos ernst genommen werden wollte, wäre der größte Teil der schulmedizinischen Versorgung als Placebo anzusehen, soweit die chirurgischen Fächer ausgenommen werden. Das beruht darauf, dass die meisten chronischen Krankheiten durch pharmakologische Therapie nicht geheilt, sondern allenfalls zeitweilige gelindert werden. Es fehlt die geistartige Wirksamkeit phamakologischer Präparate auf die Lebenskraft, was den Mangel an Herstellung der Gesundheit ausmacht und letztlich die Lebensqualität, die Lebenskraft und die Lebensdauer vermindert. Heilung ist etwas anderes – die schnelle dauerhafte Herstellung von Gesundheit und zwar ohne Missbrauch von Pharma-Tabletten.
24th.Juli 2011 um 15:18
@Lothar Brunke: Es geht nicht darum, dass es keine Erklärung für eine eventuelle Wirkung gibt. Es fehlt ein Nachweis der Wirkung als solche. Wenn die Homöopathie wirksam wäre, würde sie Placebos bei jeder Art von Feldversuch ausstechen. Tut sie aber nicht. Stattdessen bemühen sich die Homöopathen, jeden wissenschaftlichen Nachweis damit zu torpedieren, dass der natürlich nicht tauglich ist. Wer sich nicht der Konfrontation stellt, kann sie auch nicht verlieren.
Ihr Glonoinum D30 V nehme ich gerne, wenn sie bereit sind, die horrende Kosten dafür zu übernehmen. Gegen was soll es denn helfen?
“ Es fehlt die geistartige Wirksamkeit phamakologischer Präparate auf die Lebenskraft, was den Mangel an Herstellung der Gesundheit ausmacht und letztlich die Lebensqualität, die Lebenskraft und die Lebensdauer vermindert. Heilung ist etwas anderes – die schnelle dauerhafte Herstellung von Gesundheit und zwar ohne Missbrauch von Pharma-Tabletten.“
300 Jahre Aufklärung – alles umsonst.
25th.Juli 2011 um 07:24
Fabian Seitz schrieb:
„Es fehlt ein Nachweis der Wirkung als solche.“
Kommentar:
Diese Aussage ist falsch. Es fehlt ein wissenschaftlich anerkannter Nachweis der Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel.
An Wirkung mangelt es der Homöopatie nicht. Umstritten ist jedoch die (spezifische) Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel. Da es qualitativ hochwertige Studien gibt, bei denen homöopathische Arzneimittel einem Placebo überlegen waren, kann man auch nicht pauschal von einem Fehlen des Nachweises der Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel sprechen. Die Studienlage ist vielmehr uneinheitlich. Es gibt hochwertige Studien, in denen der Nachweis scheiterte. Und es gibt hochwertige Studien, in denen der Nachweis gelang. Dr. med. Michael Teut und Kollegen erläutern diesen komplexen und für eine Beurteilung viel Hintergrundwissen erfordernden Sachverhalt sehr schön auf folgender Seite:
http://www.informationen-zur-homoeopathie.de/?page_id=41
Zum Unterschied von „Wirkung“ und „Wirksamkeit“ finden Sie hier eine Erläuterung:
http://www.neuraltherapie-blog.de/?p=3333
Die Fragestellung, ob homöopathische Arzneimittel spezifisch wirksam sind oder nicht, ist hoch komplex und berührt viele offene Fragen:
– ein Mangel an qualitativ hochwertigen Studien (Shang et al. 2005 fanden zum Schluss nur 8 hochwertige Studien, um ein Urteil zu fällen. Das ist relativ wenig, um daraus allgemeingültige Aussagen abzuleiten.)
– methodologische Herausforderungen: Es gibt in der Homöopathie sehr unterschiedliche Konzepte, die separat bewertet werden müssen. Speziell bei der individualisierten Homöopathie muss sichergestellt werden, dass die individuelle und variiernde Mittelwahl in einer Studie korrekt abgebildet wird. Das ist in vielen Studien nicht der Fall.
– in der letzten bedeutenden Metaanalyse (Shang et al. 2005) scheiterten speziell jene Homöopathie-Studien, bei denen wichtige Prinzipien der Homöopathie verletzt bzw. nicht eingehalten wurden. So wurden homöopathische Arzneimittel z.B. zur Vorbeugung von Muskelkater präventiv eingesetzt und nicht zur Heilung einer Krankheit. Die Autoren der Metaanalyse waren keine Homöopathen und haben ihr Studiendesign allem Anschein nach auch nicht im Vorfeld mit Homöopathen abgesprochen. Nur so lassen sich diese methodologischen Schwachstellen erklären. Das ist ungefähr so, als ob Sie CANESTEN daraufhin testen, ob es Magengeschwüre heilt. Mehr zur Kritik an dieser Metaanalyse im Interview mit Rainer Lüdtke – hier im Blog …
http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=1022
… und im folgenden EICCAM-Forschungsdatenblatt.
Richtig ist, dass homöopathische Arzneimittel nach derzeitiger Studienlage und im Vergleich zu erfolgreichen pharmakologischen Arzneimitteln tendenziell bzw. im Mittel eher schwache spezifische Effekte zeigen. Studien der Versorgungsforschung zeigen jedoch, dass die Wirkung einer homöopathischen Behandlung (untersucht wurden speziell chronisch erkrankte Patienten) unter realen Praxisbedingungen (d.h. nicht unter den teils verzerrten Bedingungen einer randomisierten klinischen Studie) mit der Wirkung einer konventionellen Behandlung vergleichbar ist. Zumindest dort, wo sie untersucht wurde.
Die Versorgungsforschung kann keine Auskunft darüber geben, in welchem Maße das homöopathische Arzneimittel und in welchem Maße andere Faktoren wie z. B. das therapeutische Setting und/oder die Arzt-Patient-Interaktion für die Erfolge verantwortlich sind. Sie kann jedoch viel zuverlässiger als randomisierte klinische Studien (RCT) belegen, dass eine Behandlung dem Patienten nutzt.
Herr Bendig hat meines Erachtens zu Recht darauf hingewiesen, dass es vielen Patienten ganz zum Schluss egal ist, warum eine homöopathische Behandlung ihre Leiden spürbar lindert. Diese Einstellung erklärt vermutlich auch, warum die Homöopathie trotz aller Kontroversen in der Bevölkerung so beliebt ist.
Fazit:
Die Kontroverse ist komplex und es gibt so viele offene Fragen, dass sie sich nur SINNENTSTELLEND in einem pauschalisierenden Dreizeiler zusammenfassen lässt. Eine qualifizierte Diskussion dieser Kontroverse setzt bei den Diskutanten ein erhebliches Fachwissen voraus (Studienlage, Methodologie etc.). Nach meiner Erfahrung reichen Blogkommentare nicht aus, um die Frage der Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel fachlich fundiert zu diskutieren. Sie können maximal einzelne Aspekte erörtern, wenn die Diskutanten dafür offen sind.
Fabian Seitz schrieb:
“300 Jahre Aufklärung – alles umsonst.”
Ich bin zuversichtlich, dass Sie neben den Farbtönen SCHWARZ und WEISS auch noch die vielen GRAUSTUFEN entdecken werden, wenn Sie diese Kontroverse ganz undogmatisch im Sinne der Aufklärung angehen und sich noch das erforderliche Hintergrundwissen aneignen. Denn genau das lehrt uns die Aufklärung ja: Fragen und Sachverhalte systematisch analysieren und nicht nur dem eigenen Bauchgefühl und zu wenig reflektierten Plausibilitätsvorstellungen folgen.
26th.Juli 2011 um 07:02
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Nachtrag vom 29.07.2011:
Der folgende Kommentar bezieht sich auf die Stellungnahme eines Aktivisten der Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) in Wien, der auf Wunsch des Autors wieder gelöscht wurde.
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@ Wolfgang:
Es ist auch nicht so, dass Ihre Argumente von der Homöopathie-Forschung ignoriert werden. Fakt ist allerdings, dass die rund um den Wirkmechanismus der Homöopathie zu diskutierenden Aspekte komplexer sind, als es Ihr Kommentar vermuten lässt. Mehr dazu im Themenbereich „Grundlagenforschung“ des Blogs „Informationen zur Homöopathie“ von Dr. med. Michael Teut und Kollegen:
http://www.informationen-zur-homoeopathie.de/?page_id=280
Hier finden sich u.a. die Worte:
„Obwohl er sich letztlich für die Möglichkeit eines Wassergedächtnisses ausspricht, weißt er darauf hin, dass diese Frage nicht damit verwechselt werden dürfe, ob die homöopathische Therapie wirksam sei oder nicht, denn dies sei eine klinische Fragestellung.“
Will heißen: Es gibt eine ganze Reihe von Hypothesen (nicht nur eine) zur Erklärung jener Phänomene der klinischen Forschung, die zu Gunsten der Homöopathie sprechen. Also beispielsweise zur Klärung der Frage, warum es auch qualitativ hochwertige randomisierte Studien gibt, in denen sich eine signifikante Überlegenheit des homöopathischen Arzneimittels gegenüber Placebo zeigte. Bei Shang et al. 2005 zeigte sich ja eine Überlegenheit des homöopthischen Arzneimittels gegenüber Placebo, sobald man nicht die 8 größten Studien sondern die 14 größten (qualitativ hochwertigen) Studien berücksichtigt.
Eine seriöse Diskussion der Grundlagenforschung zur Homöopathie setzt voraus, dass die im Raume stehenden Hypothesen und Forschungsarbeiten VOLLSTÄNDIG wiedergegeben werden und zwischen Grundlagenforschung zum Wirkmechanismus sowie klinischer Forschung zur Wirksamkeit (gerne auch Wirkung) sauber differenziert wird.
Machen Sie dies nicht, so liegt das – so vermute ich – nicht an Ihrer fehlenden Qualifikation. Ihr selektives Zitieren einzelner Kuriositäten kann zur Unterhaltung beitragen. Das ist überhaupt keine Frage. Eine wissenschaftlich seriöse Auseinandersetzung setzt jedoch eine Systematik voraus, wie sie im Blog von Dr. Michael Teut und Kollegen zu finden ist:
http://www.informationen-zur-homoeopathie.de
Erwähnen möchte ich auch noch meinen gestrigen Kommentar zur klinischen Forschung:
http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=2845#comment-256
27th.Juli 2011 um 14:16
Anmerkung der Redaktion:
Bei der Freischaltung des Kommentars von Autor „merdeister“ ist ein Fehler unterlaufen. Kommentare werden in diesem Blog moderiert. Eine Freischaltung setzt voraus, dass Klarnamen (Vorname, Name, korrekte Identität) angegeben werden.
Auf diesen Sachverhalt wird nun auf der Seite „Über dieses Blog“ und im Impressum deutlich sichtbar hingewiesen.
Weiterhin interessante Diskussionen wünscht Ihnen Ihre
Redaktion
DZVhÄ Homöopathie.Blog
29th.Juli 2011 um 14:45
Ich finde es sehr interessant wie das Eingangsargument eigentlich auf Theorien beruht, die in den modernen Kultur- und Geisteswissenschaften heutzutage stark rezipiert werden. Nämlich der sozialen Produktion von Wissen und Wissenschaft. Objektivität und methodische Reinheit sind somit nicht die einzigen Kritieren, die Wissen determinieren. Auch wenn sie in der Wissenschaft selbst als unhintergehbare Platzhalter fungieren, die das ganze zusammen halten.
Allerdings sehe ich ein Problem. Die Relativierung der Wahrheit oder die Annahme vieler „Wahrheiten“, mag in einem wissenschaftlichen Dialog einigermaßen anerkannt werden (und hier auch nicht völlig). Aber hier geht es um die Vermarktung eines Produkts und Vertrauen. Dieses wird aber nur mit Überzeugungskraft hergestellt. Somit ist der beste Verkäufer von homöopathischen Mitteln der geheilte Patient und nicht die wissenschaftliche Anerkennung oder Debatte um die Wirkungsweise. Ich vermute hier werden Randgefechte geführt, die nicht wirklich hilfreich sind.
30th.Juli 2011 um 08:36
@Herrn Scholz: Die Wirksamkeit der Homöopathie wird ausreichend und sehr bewusst von den Gegnern bestritten. Auch Herr Scholten behauptet mit Horoskophomöopathie gute Heilerfolge zu erzielen. Wer will das beurteilen? Eine Statistik wurde bisher von keinem Homöopathen über seine eigenen Heilerfolge vorgelegt. Nur mit Homöpathie im Sinne Hahnemanns und der von ihm geforderten Arzneimittelprüfung am Gesunden hat es nichts zu tun.
Dann kommt erschwerend hinzu, dass ein plausibles Erklärungsmodell für die Wirkung der Homöopathie bis heute fehlt. Es ist dringend notwendig die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Homöopathie voranzutreiben, um wenigsten ein mögliches plausibles Modell zu entwickeln. Das kann man nicht mehr mit der Bemerkung abtun, wir hätten als Homöopathen ausreichende Heilerfolge. Es gibt nicht nur gute Heilerfolge der Homöopathen sondern auch sehr viele Misserfolge, die dann nur nicht publiziert werden und auch sonst niemand interessieren. Wenn Homöopathie eine Zukunft haben soll, muss sie sich zuerst von Quacksalberei und Sternendeutung verabschieden und dann auch noch wissenschaftliche Maßstäbe an ihre Wirkung, Wirksamkeit und die Wirkungsweise akzeptieren. Der Glaube gehört jedenfalls in die Kirche, nicht in die wissenschaftliche Homöopathie, wie sie Hahnemann begründet hat. Der Hinweis auf die angeblich guten Heilerfolge reicht nicht aus, um die Diskussion über die Berechtigung der Homöopathie überflüssig erscheinen zu lassen.
1st.August 2011 um 10:20
Anmerkung der Redaktion:
Der Kommentator hat darum gebeten, seinen Beitrag zu löschen. Wir respektieren das und möchten daher von einer Zusammenfassung gerne absehen.
Redaktion
DZVhÄ Homöopathie.Blog
10th.September 2011 um 12:49
„Eine Statistik wurde bisher von keinem Homöopathen über seine eigenen Heilerfolge vorgelegt. „
Um ein wenig mehr Praxis in diese sehr theoretische Diskussion zu bringen:
Damit eine solche Statistik vorgelegt werden kann, müsste man zunächst den Begriff „Heilerfolg“ definieren. In der ganzheitlichen, konstitutionellen Behandlung streben wir (klassischen Homöopathen) ja nicht nur die Heilung einer einzigen Beschwerde oder medizinisch definierten „Krankheit“ an, sondern eine Heilung bzw. Besserung auf allen Ebenen (Körper, Geist und Emotionen). Damit setzt sich die Homöopathie von Grund auf ein weit Höheres Ziel als die konventionelle Medizin.
Ich kenne Homöopathen, die meinen, bei ihnen sei der Erfolg in etwa 1/3 voller Erfolg, 1/3 Teilerfolg, 1/3 Misserfolg. Andere geben an, eine Erfolgsquote von ca. 80% oder mehr zu haben. Aber was bedeutet dies? Was wird da gemessen? In welchem Zeitraum? Geht es um eine einzige Verschreibung? Manche Homöopathen werten einen Erfolg erst dann, wenn sie ein homöopathisches Mittel gefunden haben, das ihrem Patienten in allen chronischen und akuten Beschwerden über Jahre hinweg hilft, ohne Mittelwechsel!
Zur Veranschaulichung:
Fall 1: Erwachsener kommt wegen Psoriasis in die Praxis. In der Anamnese stellt sich heraus, dass er zudem unter Ängsten, depressiven Zuständen, Obstipation und Schlafstörungen leidet. Nach einem Jahr Behandlung sind die depressiven Zustände und Ängste verschwunden, die Schlafstörungen nahezu, die Hautprobleme sind etwas besser, treten aber immer wieder auf. Für die konventionelle Medizin wäre das vielleicht ein Teilerfolg, der Homöopath und der Patient werden dies ganz subjektiv aber als Erfolg einstufen.
Fall 2: Ein Baby kommt mit Windeldermatits in die Praxis. Nach einem Monat Behandlung ist die Windeldermatits verschwunden, allerdings leidet das Kind schon zum dritten Mal unter einer Bronchitis. Die konventionelle Medizin würde dies als vollen Erfolg werten, in der Homöopathie kommt dieser Verlauf einer kleineren Katastrophe gleich. (In der Regel wird der Homöopath weiter behandeln und sich freuen, wenn die Windeldermatitis wieder auftritt und die Neigung zu Bronchitiden verschwindet).
Fall 3: Ein Kind kommt wegen Enuresis (Einnässen) in die Praxis. Nach der ersten Verschreibung wird das Einnässen besser, allerdings sind die schon vorher vorhandenen, aber nicht erwähnten Ängste in den Vordergrund getreten. Nach der zweiten Verschreibung sind die Ängste besser, aber das Kind fängt an schlafzuwandeln und nässt wieder ein. Nach der dritten Verschreibung sind sowohl die Ängst, als auch Einnässen und Schlafwandeln kein Thema mehr. Wann hätte der konventionelle Arzt mit der Behandlung aufgehört. Schon nach der ersten Verschreibung?
Dies ist vielleicht der Grund, warum die Homöopathie in der Versorgungsforschung so gut weg kommt. Weil es den Patienten nach der Behandlung „subjektiv“ besser geht, selbst wenn die ursprünglich behandelte Beschwerde sich nicht großartig gebessert hat. Zudem gibt es wohl keine medizinische Wissenschaft, die über so eine Vielzahl ausführlich dokumentierter Fälle verfügt, wie die Homöopathie. Ein Vergleich scheitert schon allein daran, dass die Schulmedizin weder alle gesundheitlichen Beschwerden erfasst, noch deren Verlauf dokumentiert.
Es wäre wünschenswert, dass die Schulmedizin in diesem Gebiet aufholt, dass der Gesundheitszustand des gesamten Menschen betrachtet wird und nicht nur ein paar isolierte Symptome.
Ein nephrotisches Syndrom, das wochenlang mit Cortison behandelt wird, mag erst einmal „geheilt“ sein, aber dem Menschen geht es danach und vor allem während der Therapie meist schlechter als vorher. Dies erklärt vielleicht, warum sich so viele Menschen trotz mangelnder wissenschaftlicher Erklärung lieber in homöopathische Behandlung geben.
Selbst die WHO definiert Gesundheit als „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Daran sollte sich die schulmedizinische Behandlung ebenso wie die Homöopathie messen lassen.
7th.Juli 2012 um 15:34
Sobald der Homöopathie ihre einzige Wirkungskraft dadurch entzogen wird, das ein ausführliches Arztgespräch ausreichend vergütet wird, solange wird sich auch das Gerücht halten das ein bis zur nichtexistent verdünnter Stoff heilen kann. Ich kann nur hoffen das im Gesundheitssystem die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Den Patienten ist es letztlich egal was ihnen hilft, das stimmt! Sobald diese die nötige Zeit und Aufmerksamkeit auch beim Arzt bekommen haben sie keinen Grund mehr sich auf die verschwurbelte Homöopathie einzulassen.
@Lothar Brunke: Placebo, sprich Kontextfaktoren einer Therapie, sind bei jeder Therapie/Intervention dabei (genau wie negative Aspekte in Form eines Nozebo es sein können) und haben nichts mit Einbildung zu tun, wie sie schreiben. Suggestion und Konditionierung sind die vermuteten Mechanismen. Dadurch gibt es auch eine Wirkung auf Tiere und Säuglinge.