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Ist sachliche Kritik an Journalisten „Rufmord“? – Die Süddeutsche Zeitung reagiert auf Kritik des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte

Von DZVhÄ Homöopathie.Blog | 3.Juli 2012

Themen von „unten nach oben“ in die Massenmedien zu bringen, ist ein relativ neues Phänomen in unserer Informationsgesellschaft. Und das gilt es zu begrüßen. Auch wenn etablierte Journalisten mitunter empfindlich reagieren, wenn man ihre Berichterstattung prüft, nachrecherchiert und sachlich fundierte Kritik äußert. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) hatte sich in diesem Blog mit einem Beitrag des Magazins ZEIT Wissen auseinandergesetzt und in einem „Faktencheck“ sachlich begründete Kritik geäußert. Diese betraf den ZEIT Wissen-Redakteur Max Rauner und seinen Artikel „Edzard gegen Charles“. Jetzt wirft der Journalist Jens Lubbadeh in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung (SZ) und Sueddeutsche.de dem DZVhÄ vor, „Rufmord“ an Max Rauner zu begehen und diesen an den „Google-Pranger“ zu stellen. Der SZ-Artikel, veröffentlicht am vergangenen Samstag (30. Juni 2012), erschien mit der Überschrift „Schmutzige Methoden der sanften Medizin“.

Sachliche Kritik muss erlaubt sein


„Wir verwahren uns dagegen, dass uns ‚schmutzige Methoden‘ vorgeworfen werden und weisen die an uns adressierten Vorwürfe entschieden zurück“, erklärte Cornelia Bajic, erste Vorsitzende des DZVhÄ. „Sachliche Kritik an der Berichterstattung von Journalisten muss erlaubt sein, denn das ist die Grundlage jeder demokratischen Diskussionskultur“, so Bajic weiter. Der DZVhÄ habe Herrn Rauner vor der Veröffentlichung seiner Kritik am Artikel aus dem ZEIT Wissen-Magazin um eine Stellungnahme gebeten. „Diese Stellungnahme von Herrn Rauner ist direkt in unseren Bericht eingeflossen“, stellte Bajic klar. Darüber hinaus habe der DZVhÄ Herrn Rauner eingeladen, den Beitrag über seine Stellungnahme hinaus im DZVhÄ Homöopathie.Blog zu kommentieren und auf mögliche sachliche Fehler hinzuweisen. Die starken Anschuldigungen von Jens Lubbadeh in der Süddeutschen Zeitung seien vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar, so Bajic.

Richtig: Glaubwürdigkeit ist wichtig.

Was kritisiert Jens Lubbadeh dann in der SZ? Er schreibt: „Der Google-Pranger funktioniert ganz einfach: Man setzt eine professionell wirkende Webseite auf, in der die Glaubwürdigkeit einer Person untergraben wird. Dann wird der Name der anzuprangernden Person möglichst oft im Text genannt. Die Seite wird nun automatisch unter den oberen Treffern rangieren, wenn jemand nach der Person sucht.“ Und das sei verheerend für Journalisten, deren Kapital ihre Glaubwürdigkeit sei. Richtig ist dabei, dass Glaubwürdigkeit die „Währung“ des Journalismus ist. Eindeutig falsch ist dagegen die Annahme, man könne spielend erreichen, von Suchmaschinen prominent gelistet zu werden. Jedes Online-Medium – vom DZVhÄ-Blog bis Sueddeutsche.de – betreibt heute eine sogenannte Suchmaschinenoptimierung, damit die journalistischen Inhalte für Leser gut auffindbar sind. Darüber hinaus sind die Reputation einer Internetseite, ihre Inhalte, die Leserzahl und Verweildauer, Verweise und vieles mehr dafür verantwortlich, wie hoch eine Website von Suchmaschinen gelistet wird. Wenn das DZVhÄ Homöopathie.Blog von Suchmaschinen prominent anzeigt wird, spricht das prinzipiell für die Qualität der Seite – und nicht dagegen.

Fehlende Begründung von Lubbadeh

Der SZ-Journalist Jens Lubbadeh hatte bereits im Mai dieses Jahres im DZVhÄ Homöopathie.Blog den Artikel über Max Rauner und ZEIT-Wissen aufgebracht kommentiert. Auch auf mehrfache Nachfrage, wie er sachlich seine Behauptung begründe, der DZVhÄ „diffamiere“ Max Rauner, hat Lubbadeh kein Argument genannt. Der Artikel macht weder eine falsche Tatsachenbehauptung noch eine unzulässige Meinungsäußerung. Folglich gibt es auch keine juristische Auseinandersetzung in der Sache. Stattdessen schreibt Lubbadeh in der SZ: „Dem mehrfach preisgekrönten Journalisten Rauner wird in dem Beitrag schlechte Recherche und Verletzung seiner Sorgfaltspflicht als Journalist unterstellt.“ Dazu stellt der DZVhÄ fest, dass der vom DZVhÄ veröffentlichte „Faktencheck“ die schlechte Recherche von Herrn Rauner nicht unterstellt, sondern belegt, und dass Journalistenpreise nicht vor sachlich begründeter Kritik schützen. Bajic: „Wenn Herr Rauner in seiner Recherche nicht die nötige Sorgfalt walten ließ, so kann man dies kaum dem DZVhÄ  vorwerfen.“

Klassischer Fachjournalismus

Darüber hinaus behauptet Lubbadeh in der SZ, dass der Journalist Claus Fritzsche verantwortlich für den Artikel über Max Rauner sei. Auch das ist nicht korrekt. „Claus Fritzsche ist nicht der Autor des Artikels, und der DZVhÄ ist für die Veröffentlichung verantwortlich“, stellte Bajic klar. Das könne man leicht im Impressum einsehen. Richtig sei vielmehr, dass Claus Fritzsche das DZVhÄ Homöopathie.Blog redaktionell betreue und andere Beiträge geschrieben habe, die dort veröffentlicht worden seien – insbesondere zum Thema Homöopathieforschung. Dazu gehören beispielsweise ausführliche Interviews zur Grundlagenforschung in der Homöopathie mit Dr. Stefan Baumgartner von der Universität Bern (KIKOM), der aktuell zum Thema forscht, oder ein Interview mit Dipl.-Statistiker Rainer Lüdtke zum Thema Metaanalysen in der Homöopathieforschung. „Es handelt sich da um eine journalistische Tätigkeit, die auch mit einem Honorar bedacht wird, den üblichen Gepflogenheiten entsprechend, nicht außergewöhnlich“, so Bajic.

Homöopathie-Debatte versachlichen

Das DZVhÄ Homöopathie.Blog wurde 2010 gegründet, um eine Versachlichung der medialen Debatte zur Homöopathie und zur Homöopathieforschung voranzutreiben sowie fundiert und systematisch darüber zu berichten. Siehe: „Das neue DZVhÄ Homöopathie.Blog: Warum der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte nun auch bloggt.“ Ziele dieses Blogs wurden mit seinem Start formuliert:

  1. Transparenz schaffen: Nirgendwo im Internet werden divergierende Expertenstimmen zur Homöopathie allgemeinverständlich erklärt und gegenübergestellt. Wir möchten in diesem Blog transparent machen, was unterschiedliche Forscher, Wissenschaftler und Experten veranlasst, identische Daten unterschiedlich zu interpretieren.
  2. Experten hinterfragen: Nicht alles, was lautstark „im Namen der Wissenschaft“ oder „im Namen evidenzbasierter Medizin“ argumentativ in den Ring geworfen wird, erfüllt auch wissenschaftliche Mindeststandards. Unser Ziel ist es, in diesem Blog den Standpunkt des DZVhÄ zu wissenschaftlichen Fragen deutlich zu machen.

„Zusammenfassend lässt sich hierzu feststellen, dass der DZVhÄ als Ärzteverband ein legitimes Interesse verfolgt und Wert legt auf die qualifizierte Auseinandersetzung – insbesondere mit Kritikern“, sagte Bajic, „Das Blog des DZVhÄ leistet einen Beitrag zur Meinungsbildung – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
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Links zum Thema:

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Tendenziös: Werner Bartens und das Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung. Mehr Qualität ist möglich!
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Danke, SZ! Replik zu Jens Lubbadeh: „Die schmutzigen Methoden der sanften Medizin“. (? Süddeutsche Zeitung)
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Themen: DZVhÄ Homöopathie.Blog | 2 Kommentare »

2 Kommentare to “Ist sachliche Kritik an Journalisten „Rufmord“? – Die Süddeutsche Zeitung reagiert auf Kritik des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte”

  1. Danke, SZ! Replik zu Jens Lubbadeh: „Die schmutzigen Methoden der sanften Medizin“. (→ Süddeutsche Zeitung) | CAM Media.Watch schreibt:
    26th.September 2013 um 07:38

    […] Ist sachliche Kritik an Journalisten „Rufmord“? – Die Süddeutsche Zeitung reagiert auf Kritik… x Max Rauner: Jens Lubbadeh kritisiert DZVhÄ. Eine interessante Diskussion, die auch EsoWatch.com betrifft, http://www.esowatch.org, 25.05.2012 x Tendenziös: Werner Bartens und das Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung. Mehr Qualität ist möglich! x x […]

  2. Yvonne schreibt:
    22nd.Januar 2014 um 07:22

    Warum nicht die Arbeit des Journalisten prüfen. Sind diese denn unantastbar? Nach den jüngsten Vorgeschichten und Plagiat-Skandalen in den obersten Politikriegen, ist es immer wichtiger, auch Fachleuten auf die Finger zu schauen und nicht alles bedenkenlos zu glauben, ohne einmal darüber zu grübeln oder zu recherchieren. Mit Rufmord hat dies auf gar keinen Fall etwas zu tun. Die gesamte Branche des Journalismus sollte in diesem Bereich umdenken!

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